Montag, 8. August 2011

Ein Kiez in Aufruhe!


Da war was los auf dem Kollwitzplatz. Denn die tiefenentspannten Eltern des kleinen Maltes und der gerade zahnenden Leni haben vor ein paar Tagen etwas ganz Tolles entdeckt. Im Bio-Supermarkt ihres Vertrauens stießen sie auf den Ökobluster 2000! Sie konnten ihren verwöhnten Augen kaum trauen, Papa Ralf ließ vor Überwältigung fast seinen Bio-Latte mit Sojamilch fallen. „Schau mal Agathe, da ist er endlich“, rief er vor Entzückung und kniete sich ehrfürchtig vorm Ökobluster 2000 hin. „Ja, Schatz, und das Beste, dank deiner lukrativen Jobs in der Werbung können wir uns den super leisten!“
„Ich weiß eben wie man aus Scheiße Geld macht, Liebchen“, zwinkerte er und gab seiner Angebeteten einen Schmatzer auf die Nase.
So fackelten die Dauerverliebten nicht lange und griffen, trotz Schwabencharakter zu. Gleich zwei von den Blustern mussten es sein, schließlich wollten sie ihre Freunde in der Nachbarschaft mächtig neidisch machen. Wer hat, der hat! Gleich am Morgen darauf machten sie sich auf den Weg zum Kollwitzplatz, um ihren Kauf vorzuführen. Es dauerte ein wenig länger als sonst, da Papa dem kleinen Malte erst noch quer durch das ganze Haus folgen musste. Der junge Mann im zarten Alter von fünf Jahren hatte eben seinen ganz eigenen Kopf und dank der Erziehung seiner Eltern selbstverständlich Entscheidungs- und Meinungsfreiheit. Mit mehreren Stunden Verspätung traf die junge Familie endlich am besagten Platz ein. Auf einer Bank saßen schon ihre relaxten Freunde Torben und Maja. Tief in seiner Nido versunken, bemerkte Torben gar nicht das Eintreffen seiner Freunde. Maja hüpfte jedoch gleich auf vor Aufregung: „Torben, sieh mal, das ist ja der Ökobluster 2000! Das muss ich gleich auf Facebook posten!“
Quietschend vor Glück, griff die junge Frau mit dem Garcon-Schnitt nach ihrem iPhone und führte mehrfach die berühmte Wisch-Bewegung aus, bevor sie die Neuigkeit an all ihre Freunde schickte.
„Mensch Ralf, da hast du aber zugeschlagen. Ich habe schon viel vom Oköbluster 2000 gelesen, aber gesehen hab ich ihn noch nie. So in real live“, schrie Torben begeistert, so laut, dass man ihn in ganz „Prenzlberg“ hätte hören können. „Ich weiß, ist das nicht toll, wir haben gleich zwei von den guten Stücken gekauft“, grinste Ralf und nahm seinen Kumpel zur Seite.
„Wenn du auch einen haben willst, ich habe Connection im Bioladen, vielleicht gibt’s auch ein paar Prozente“
„Alter Falter, schnapp dir eine Bionade, darauf müssen wir anstoßen!“, rief Torben und kniff ihm in die Seite. „Ne, lieber Club Mate!“, schritt Ralf ein und griff in seinen verwaschenen Jute-Beutel. „Ah-Ah“, ermahnte ihn seine Liebste, „Du wirst doch nicht etwa rauchen wollen!“
„Doch nur die ohne Konservierungsstoffe, Schatz!“, zwinkerte er ihr zu.
„Ok, dann drehe mir auch eine mit“, lächelte sie.
Doch die Feierstimmung wurde getrübt, da die zahnende Leni mit der kleinen Lea-Isabella um die Wette schrie. „Schnapp deine Sachen Torben, Lea-Isabella möchte Heim!“, rief Torbens Freundin und packte schon mal die mitgebrachten Bio-Dinkel-Croissants ein. „Schade, aber lasst uns das mit den Ökoblustern 2000 noch mal nachholen und uns mal die Tage auf einen Tee am Maybachufer treffen, ok?“, waren Ralfs letzte Worte, als er sich hastig umdrehen musste, da der kleine Malte wieder beherzt die Führung übernahm….

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